Nach drei Jahren Abstinenz, gelang es Martin und mir (VF750S und XS1100) endlich im Herbst diesen Jahres die Saison im stressigen Saisongeschäft mit dem krönenden Abschluss in der wunderschönen nordspanischen Region des Naturreservates Picos de Europa zu suchen. Warum seit 2004 nur immer wieder an den gleichen Platz, wird sich so mancher fragen. Nun das versuche ich mal kurz und knapp zu beantworten. Zum einen die Geographie, denn die Nacht in einem Hostal am Atlantikstrand zu verbringen und den Tag über mit anderen alten bis sehr alten Motorrädern über kleine Sträßchen und tiefe Schluchten und hohe Pässe des Picos Massiv unter blauem Himmel zu brummseln, ist unbeschreiblich.
Zum anderen die Gastfreundschaft und das besondere Flair des spanischen Nordens. Schon die Römer haben sich an den baskischen, cantabrischen und asturischen Stämmen die Zähne ausgebissen. Es ist ein gebirgiges und grünes Spanien im Norden und hat nichts mit den Stränden des Mittelmeeres zu tun. Kein Sangria, Paella und Co, sondern Chorizo, Jamon mit Pinxtos, Sidra und Fabada.
Wurde das größte Treffen alter Motorräder in Spanien früher vom lokalen MC Piston (www.mcpiston.com) mit Joson als Chefe organisiert und zu einer Größe von 700 Teilnehmern entwickelt und dabei sich aus Colombres entfernt und nun sein Event in Santander stattfinden lässt, gründete sich 2011 der neue Club Moto Club Indianos (www.motoclubindianos.com) von Ana und Amable, die Besitzer unseres Hostals „El Parra“. Viele der langjährigen Teilnehmer des Treffens hatten die Hoffnung, dass der alte Spirit des Treffens mit der Neugründung wieder aufersteht (es wurde zu groß und kommerziell) und das ist wahr geworden. Lediglich 200-300 Teilnehmer aus Spanien, Frankreich und England suchen in einer Woche auf bestens geführten täglichen Touren ihren Zeitvertreib auf ihren Schätzen der Motorradgeschichte. Nun, es gibt einen Grund mehr auch die folgenden Jahre den langen und beschwerlichen Weg nach Colombres auf sich zu nehmen. Das „Back to the roots“ wurde Amable und seinem Team erfolgreich geschafft.
Unter zwei Tagen Anfahrt für die 1700 km ist die Strecke kaum zu machen und wir nahmen uns dieses Jahr drei Tage Zeit, denn wir wollten unbedingt die Höhle von Lascaux II im märchenhaften Tal der Vezere/Dordogne (Literaturtipp: Martin Walker/Bruno-Chef de police) besichtigen. Wie Picasso nach der Besichtigung der „sixtinischen Kapelle der Steinzeit“ schon lapidar gesagt hat:“es hat sich in der Malerei nicht viel verändert“, konnten wir beeindruckt nur bestätigen. Und der Wein in der Gegend um Bergerac und Perigeux hat nicht umsonst Weltruf. Vor unserem Start hieß es Reifen- und Ölwechsel, die Leckagen an meiner XS1100 (Steuerkettenspanner-bekanntes Problem) mit Papier abdichten und auch Martins VF750S bekam einen dicken Tampon (davon später mehr) spendiert und damit konnte es losgehen.
Ab Dole hatten wir überraschend 5-10 Grad an Außentemperatur mehr und es ließ sich gut Strecke machen. Trotz 2 Jahren Pause, hatte ich nach nach 12 Stunden auf meinem alten Eisenhaufen, lediglich einen harten Rücken und Muskelkater im Bizeps. Wußte gar nicht, daß ich welche hatte! Es lief gut und wir hatten den ersten Tag gut Strecke gemacht. Nachts um 1.00 Uhr hat uns doch tatsächlich ein Hotel noch die Pforten geöffnet und wir konnten dem französischen Landregen trocken und warm entgehen.
Abb.1: Reifen- und Ölwechsel vor der großen Tour
Abb.2: in Frankreich unterwegs, die tapferen Motos Antiguas
Abb.3: nächtliche Stärkung der seltenen Art…
Abb.4: 70er Jahre Unterkunft vor Limoges……
Abb.5: ein Teil der Deckenmalerei
Abb.6: Eingang Lascaux II
Am zweiten Tag erreichten wir auch Lascaux erwartungsgemäß und wer die Malereien noch nie gesehen hat, sollte sich die Zeit nehmen, 10 Euro bezahlen und sich die 30 Jahre alte Kopie und Schauhöhle erklären lassen. Ist wahrlich einen Besuch wert. In der zweiten Nacht erwartete uns ein komfortables Zimmer in einem Hotel in Casteljoules vor Mont de Marsan und es regnete in Strömen. Wir hatten mal wieder Glück, aber so ist es halt, wenn Engel reisen. Einen kurzen Abstecher zu den Tapas in der Altstadt von San Sebastian und wir erreichten Colombres am Samstag.
Hatte ich erwartet unsere Engländer erst am Montag treffen zu können, saßen die schon vergnügt im La Parra auf der Terasse und ließen es sich gut gehen. Dennis, Pete the Bee, Michael und Richard auf ihren BSA Bantams 50-187 ccm Zweitaktern sind früher angekommen und die Überraschung ist uns geglückt, denn ich hatte nichts von unserer Teilnahme dieses Jahr durchsickern lassen. So kam es, wie es kommen musste und die erste Nacht wurde feuchtfröhlich und lang.
Abb.7: „Cave le Sommelier“ im Perigord
Abb.8: der Pastis am zweiten Abend
Abb.9: französischer Landregen in der Nacht
Abb.10: Tapas in San Sebastian/Euskadia
Eingeschrieben im Tourist Office in Colombres am Sonntag Mittag, bezahlt, die Geschenke (Bierglas mit Logo, T-Shirt) und Tourbeschreibungen entgegengenommen und los konnte es gehen. Sechs Tage mit geführten Touren entlang der Küste zwischen Santander und Lastres und der Bergregion des Picos de Europa konnten beginnen. Immer für das leibliche Wohl unterwegs gesorgt mit Bocadillos/Baguettebrötchen belegt mit Tortilla, Jamon und Chorizo oder dem gefürchteten Queso Cabrales und Getränken und wohl auf keiner Ausfahrt klassischer Motorräder in Deutschland wird am Nachmittag Bier und Rotwein ausgeschenkt. Doch das scheint in Nordspanien zum Lebensgefühl zu gehören.
Abb.11: das obligatorische Copa de Vinho Tinto in Colombres
Abb.12: Dennis, ein Abend vor seinem morgendlichen Ausspruch wenn er uns Trinkkumpanen der Nacht sieht: the fucking german again“
Abb.13: BSA Bantams aus Burnham/London
Abb.14: ein Kolbenklemmer von Michaels Bantam, doch Ersatzmotor mit dabei und schnell repariert.
Abb.15: Bultaco Ce Moto
Abb.16: La Parra mit Raucherterasse
Abb.17: Costillas/Rippchen auf dem offenen Feuer im Casa Abajo
Abb.18: Casa Abajo- unser Gastgeber
Sonntag Abend war auch das Grillfeuer im Casa Abajo an und wir konnten es uns nicht nehmen lassen und orderten Costillas/Rippchen und Ensalada Mista. Doch was uns da die Küche auftischte, hätte auch für vier Personen gut ausgereicht. So hatte unser Wachhund Kaiphas sich am nächsten Morgen über leckere Rippchen freuen können. Was waren wir stuffed, wie der Brite das so schön sagt. Da waren unsere Briten schon schlauer, denn sie teilten sich eine Portion. Einmal im Jahr Heißhunger auf Costillas war auf jeden Fall bis zum Oktober 2014 mal wieder gestillt. Nun folgten eine Woche mit täglichen Ausfahrten in der Küsten- und Bergregion des Parco Natural de Picos de Europa.
Die Picos de Europa [ˈpikos ðewˈɾopa] (spanisch für „Gipfel Europas“) sind ein Kalkstein-Massiv innerhalb des Kantabrischen Gebirges in Nordspanien. Es erstreckt sich über Teile der autonomen Gemeinschaften Asturien, Kastilien-León und Kantabrien. Der Nationalpark Picos de Europa ist einer der meistbesuchten Nationalparks Spaniens.In diesem Gebirge begann die Reconquista mit der Schlacht von Covadonga.
Die Picos de Europa sind ein Faltengebirge mit einer ausgeprägten Karstlandschaft aus der Zeit des Karbon, welches durch Zusammenstoßen der iberischen Halbinsel mit der afrikanischen Platte entstand. In den Picos de Europa befinden sich auf einer sehr kompakten Fläche etwa 200 Gipfel über 2.000 m Höhe. Der höchste Gipfel des Gebirges ist der Torre de Cerredo mit 2.648 m. Einer der bekanntesten Gipfel des Gebirges ist der Naranjo de Bulnes (spanisch für „der Orange von Bulnes“, 2.518 m) bzw auf asturisch „Pico Urriello“, ein auf manchen Routen extrem schwieriger und vor allem in den Sommermonaten stark frequentierter Berg. Auf Grund der Nähe zum Meer (rund 20 Kilometer) ist das Klima der Gebirgskette von hoher Luftfeuchtigkeit und ausgiebigen Niederschlägen gekennzeichnet.
Treffpunkt jeden Morgen war das Dorfrund in Colombres um 9.30 Uhr und alle aus den verschiedenen Hotels, Hostals und Pensionen strömten herbei.
Abb.19: Costillas im Casa Abjo
Abb.20: Tourbeschreibung perfekt organisiert
Alle eingeschriebenen Teilnehmer hatten für jeden Tag eine Tourbeschreibung im Tankrucksack, doch ist auch die Strecke unterwegs mit Schildern ausgezeichnet und falsch fahren fast unmöglich. Die Bocata (Imbiß) mit Bocadillos und Getränken gehört zu jedem Tag dazu. Ab Mittwoch war dann auch wirklich alles komplett und am Freitag reihten sich noch einige spanischen Wochenendler dazu, so dass die Gruppe auf 200-300 klassische Motorräder anwuchs. Das ist zu den 700 Motorrädern der letzten 24 Jahre dieses Treffen von Joson, seiner Frau und dem Moto Club MC Piston, zwar nur ein Bruchteil, aber wir sind uns sicher, dass dieses Treffen langsam wachsen wird und vor allen Dingen, die richtige Richtung einschlagen wird. Doch was ist die richtige Richtung? Das soll in den nächsten Wochen mit Dennis und uns diskutiert werden und wir senden Amable und Ana (den Organisatoren des neuen Colombres) ein Diskussionspapier. Übersetzt ins spanische von einer der früheren Organisatoren des Events. Mal sehen was dabei herauskommt. Die Woche über hatten wir am Morgen das Tostada-Frühstück im La Parra mit Cafe con leche und danach ab auf die Piste. Fühlten wir uns in den ersten Tagen noch der Gruppe mit unseren Freunden aus England und Wales verpflichtet, sahen wir doch bald ein, dass eine BSA Bantam Gruppe mit 50-187 ccm Zweitaktern nicht zu 750-1100 ccm Viertaktern passt und wir trafen uns lediglich an den Treffpunkten. Aber es ist ja auch kein Rennen, sondern genießen der Landschaft, der kleine kurvigen Bergsträßchen und der Natur.
Ein Lotto-Gewinn müsste her und dann könnten wir uns ein kleines Haus kaufen und eine Bar und Hostal einrichten. Da ist ein schöner Traum und bis dahin arbeiten wir tapfer in Allemania und sind im Oktober dabei.
Am Montag führte uns die Tagestour nach Tresviso, das am höchsten gelegene Dorf im Picos und noch vor 20 Jahren nur über einen steilen Eselspfad aus der Hermida-Schlucht zu versorgen und zu besuchen. Wir kennen das Dorf schon seit langem und sind jedes Jahr dort, um den berühmt, berüchtigten Cabrales-Käse zu kaufen. Das ist ein Blauschimmelkäse aus der Milch von Kuh, Schaf und Ziege und extrem würzig und stark im Geruch und Geschmack. Jeder deckte sich ein und wohl viele hatten den Auftrag für Freunde mit einzukaufen. Für den Wirt war die Ankunft unserer Gruppe ein gutes Geschäft.
Abb.21: auf dem Weg nach Tresviso
Abb.22: Queso Cabrales direkt vom Erzeuger
Am Dienstag hatte Martin Geburtstag und der Tag gehört uns und keiner Tour und dieses Jahr folgte eine lange Wanderung entlang der Küste und durch Strände immer der Gefahr der Flut bewusst. Zuerst in das nächstgelegene Dorf Pimiango an der Felsenküste und zur Cueva Pindal, die idyllisch über der Brandung des Atlantiks liegt und schon seit mehreren Zehntausend Jahren Behausung für Menschen ist. Eine der vielen Höhlen in Kantabrien und Asturien mit Zeugnissen unserer Vorfahren. Dabei ist die Höhle von Altamira die wohl bekannteste.
Abb.23:das überragende Picos-Massiv
Abb.24: steiler Felsweg zum Strand von Pimiango auf dem Weg nach La Franca
Abb.25: Urlauber….
Abb.26: Geburtstagszigarre am Strand von La Franca
Leider gibt es von Pimiango keinen direkten Weg nach La Franca, so wanderten wir dem inneren Kompass nach und erreichten einen kleinen Felsabstieg, der an den Felsstrand führte. Endlich unten angekommen, hieß es sich beeilen, da die Flut die einzelnen Buchten einschließt und bei einer Tide von 5-8 Metern ist auch ein schwimmen nicht möglich und dazu auch die Brandung zu heftig. Eine Kletterpartie über Klippen und Fels folgte und wir erreichten den wunderschönen Strand von La Franca ohne nass zu werden. Glücklicherweise startete unsere Wanderung bei absoluter Ebbe. Einfach nur Glück gehabt.
Abb.27: hier ist keine Durchkommen bei Flut
Abb.28: Blick auf Mirador de La Franca
So verbrachten wir den Rest des Tages bei Zigarre und Sonnenbaden am Strand, wie schon das letzte Mal. Gute Tradition das und Ana hat uns inzwischen schon die Einladung für 2014 gesendet. Colombres 2014 wird wieder in der zweiten Oktoberwoche stattfinden und wenn nichts dazwischen kommt werden auch wir wieder mit dabei sein. Donnerstag war geprägt von heftigem Regen und wir konnten uns unserer Bildbearbeitung, e-mails check und Martin seiner websites im La Parra widmen. Auch mal schön, doch leider war auch de Freitag sehr durchwachsen und unser geplanter Aufstieg über den Camina de Tresviso (900 Höhenmeter in 3 ½ Stunden und Abstieg) musste ausfallen. Nur verschoben auf das nächste Jahr. Die Espicha fand am Freitag Abend in der Vielzweckhalle in Colombres statt, Samstag Mittag gab es die große Paella und am Sonntag Fabada asturiana auf dem Rathausplatz in Colombres.
Abb.29: two raining days relaxt im La Parra verbracht
Abb.30: was will ein Bikerherz mehr: die Moppeds direkt vor dem Zimmer
Abb. 31: Dennis mit Blick auf die Hermida-Schlucht vom Los Murros aus.
Espicha ist eine Besonderheit, denn es werden us die Leckereien der Region auf großen Tischen in der Sporthalle für alle Teilnehmer aufgetischt. Dazu Wein, Bier und Säfte. Für jeden etwas dabei.
Abb.32: Espicha am Samtag
Abb.33: Norton 500 ccm mit freier Atmung
Abb. 34: unsere Briten von links nach rechts: Martin, Pete the Bee, Richard, Michael and Dennis
Abb.35: Fabada assturiana
Abb.36: Richards Geburtstagskuchen zu seinem 53sten
Abb. 37: Cueva el Soplao bei Kaiserwetter am Samstag
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